Wahre Gerechtigkeit

Epheser 4,23-24
Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.

Vor ein paar Jahren sind mir diese Verse schon mal aufgefallen. Und seitdem stellt sich mir immer wieder die Frage: Was ist „wahre Gerechtigkeit“? Wenn Paulus hier von einer wahren Gerechtigkeit schreibt, gibt es dann auch eine falsche, eine unwahre Gerechtigkeit?

Bevor wir dazu kommen, sollten wir uns mal den Kontext anschauen:

Epheser 4,17-22
So sage ich nun und bezeuge in dem Herrn, dass ihr nicht mehr leben dürft, wie die Heiden leben in der Nichtigkeit ihres Sinnes. Ihr Verstand ist verfinstert, und sie sind entfremdet dem Leben, das aus Gott ist, durch die Unwissenheit, die in ihnen ist, und durch die Verstockung ihres Herzens. Sie sind abgestumpft und haben sich der Ausschweifung ergeben, um allerlei unreine Dinge zu treiben in Habgier. Ihr aber habt Christus nicht so kennen gelernt; ihr habt doch von ihm gehört und seid in ihm unterwiesen, wie es Wahrheit in Jesus ist. Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet.

Schauen wir uns die einzelnen Begriffe genauer an.

Nichtigkeit ihres Sinnes / verfinsterter Verstand

Ein sinnloses Leben. Ein Leben wo man zwar an einen „lieben Gott im Himmel“ glaubt, der lieb und gnädig ist. Aber auch ein Leben in dem man nicht mit Gott rechnet!  In seinem Brief an Timotheus (2.Timotheus 3,5) schreibt Paulus von solchen Leuten das sie „den Schein der Frömmigkeit [haben], aber deren Kraft verleugnen sie„. Man ist nicht unbedingt Atheist, aber man glaubt auch nicht daran das Gott ins Leben eingreifen kann. Man rechnet nicht mit der Gegenwart Gottes.

entfremdet  dem Leben, das  aus Gott ist, durch die Unwissenheit

Mit diesem Ausdruck wird schon angedeutet das man von dem Leben, wie man es mit Gott führen sollte, abgekommen ist. Weil man Gott gar nicht mehr kennt.

Verstockung ihres Herzens

Und hier kommt der Hauptgrund wieso das alles so ist. Schon in 1. Mose 6,5 sagt Gott über uns Menschen das „alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse“ ist. Das Herz ist verstockt. Wie ein Zugrohr einer Trompete die nicht benutzt wird verklemmt und sich nicht mehr rausziehen lässt, so ist das Herz des Menschen wenn er ohne Gott lebt.

abgestumpft

Bleiben wir bei dem Beispiel mit der Trompete. Das Zugrohr ist wichtig, um sich auf andere Instrumente einspielen zu können. Wenn man das nicht tut, kann der gleiche Ton leicht anders klingen. Ein Musiker hört das raus wenn der Ton unterschiedlich ist, aber wenn der Zug klemmt, und man ihn nicht rausziehen kann, dann gewöhnt man sich irgendwann daran. Genau so gewöhnen sich Menschen an Dinge, die nicht so laufen wie sie laufen sollten. Man stumpft ab.

Ausschweifung ergeben

Man tut was man möchte, folgt den Trieben, lässt seiner Natur freien Lauf. Das führt zu

unreine Dinge treiben

Zum Beispiel (aber nicht nur) in der Sexualität. Erlaubt ist was Spaß macht. Es gibt fast keine Grenzen. Und wie auch? Woher soll man Moralvorstellungen nehmen? Von dem Gott an den man eh nicht wirklich glaubt?

Habgier

Was ist Habgier? Es ist mehr als nur ein „haben wollen“, es ist ein unstillbares Verlangen. Ich habe zum Beispiel mehrere Wunschlisten auf Amazon mit Dingen die ich gerne haben möchte. Das ist noch keine Habgier. Habgier ist es, wenn mich der Wunsch fesselt, wenn meine Gedanken sich nur noch darum drehen dass ich das jetzt haben muss. Wenn also zu dem „haben wollen“ noch zusätzlich Gier (also „Hab – Gier“) dazukommt.

trügerische Begierden

Das ist nun die Summe der Dinge, die vorher schon erwähnt wurden. Der alte Mensch richtet sich zugrunde durch trügerische Begierden. Wir Menschen suchen einen Sinn im Leben. Und wenn man davon ausgeht das es keinen Gott gibt, bzw. dass er nicht eingreift, dann sucht man sich halt einen anderen Ersatz-Sinn. Und so kommt es zu „trügerischen Begierden“. Trügerische Begierden sind wie Salzwasser: wenn man es trinkt, wird man nur noch durstiger. Denn Salzwasser entzieht dem Körper Wasser, statt es ihm zuzuführen. Wurde ein Wunsch erfüllt, so ist der Durst kurze Zeit gestillt. Aber letztendlich gibt es keine Erfüllung. Man will mehr. Der nächste Wunsch drängt. Erst richtiges Wasser stillt den Durst.

Und damit kommen wir endlich zur wahren Gerechtigkeit, die mit dem neuen Menschen kommt, der sich ganz auf Gott ausgerichtet hat.

Wahre Gerechtigkeit

Gerechtigkeit ist, wenn man bekommt, was man verdient hat. Das weiß jeder Mensch. Genauso weiß aber auch jeder, dass das viel zu selten passiert! Im Großen, wie auch im Kleinen. Menschen die verhungern, während wir im Überfluss leben; Ein Staat, der immer mehr Steuern einzieht, aber das Geld schlecht verwaltet und weiter Schulden macht; Politiker, die für ihre Fehler nicht zur Verantwortung gezogen werden; Manager, die Leute kündigen nur um den Gewinn des Unternehmens zu erhöhen;  Arbeitnehmer, die ihren Arbeitgeber bestehlen; Lehrer, die ihre Lieblingsschüler bevorzugen; Eltern, die Kinder prügeln; Kinder, die ihre Eltern nicht ehren. Nur einige wenige Beispiele, die jedem deutlich machen sollten, dass es viel Ungerechtigkeit auf der Welt gibt. Doch der Mensch kann und wird die Ungerechtigkeit nicht beseitigen können. Solange jeder nur den eigenen Vorteil im Kopf hat, solange wird die Ungerechtigkeit bestehen bleiben.

Doch so hat es Gott nicht gewollt. ER wird irgendwann ein Reich schaffen, in dem man die Gerechtigkeit lieben wird (Psalm 99,4 nach Luther 1912: „Im Reich dieses Königs hat man das Recht lieb.„). Das fängt heut schon in den Menschen an, die an den Herrn Jesus Christus glauben. Wahre Gerechtigkeit ist mehr als nur das zu tun was richtig ist. Wahre Gerechtigkeit beginnt im Herzen, und das Herz kann nur Gott verändern. Wahre Gerechtigkeit ist auch nicht bestechlich. Sie lässt sich nicht verbiegen und verdrehen. Wahre Gerechtigkeit erlange ich erst, wenn ich mich von Gott neu ausrichten lasse. Es ist wie Kleidung wechseln (Epheser 4,22-24). Die alte dreckige, stinkende Kleidung muss abgelegt werden, damit man die richtige, die saubere, frisch gewaschene Kleidung anziehen kann. Unzählige Menschen haben diese Lebensveränderung erlebt. Trinker wurden gute Familienväter, Drogensüchtige wurden frei, Lügner und Diebe wurden ehrlich. Auch als Christ werde ich noch Fehler machen (sündigen) und ab und zu ungerecht sein. Doch werde ich immer darüber Buße tun und um Vergebung fragen. Mein Handeln wird bestimmt sein von der Liebe die Gott mir entgegengebracht hat, noch bevor ich ihn kannte.

Und nun, nachdem das geklärt ist, kommen einige praktische Beispiele:

Epheser 4,25-32
Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen und gebt nicht Raum dem Teufel. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann. Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören. Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

Kleiner Tipp am Ende:  betrachtet immer den Kontext in dem ein Vers steht 🙂